Was haben Bio-Zertifikate mit Pestiziden zu tun?

Bio-Zertifikate, auch Bio-Siegel genannt, dürfen Hersteller nur auf Lebensmitteln anbringen, wenn sie diese unter der Einhaltung bestimmter Vorschriften produzieren. Speziell bei Lebensmitteln handelt es sich bei „Bio-Bezeichnungen“ um einen geschützten Begriff – bei Klamotten oder Hygieneartikeln gilt dies beispielsweise nicht. Ein Produkt kann also auch unter dem Vorwand einer Marketing-Strategie als biologisch oder ökologisch bezeichnet werden, sofern es sich nicht um Lebensmittel handelt. Dieser Artikel sorgt für Klarheit.

Biosiegel – was ist das und was bedeutet das?

Die Verbindung mit der Natur ist für uns Menschen ein lebenswichtiger Faktor, die allerdings mit dem Fortschritt der Industrialisierung immer weniger wertgeschätzt wurde. Warum Bio für uns wichtig ist, können Sie in diesem Blogbeitrag nachlesen. Hier eine kleine Zusammenfassung:
Bio-Zertifikate geben Kunden die Gewissheit, dass die Herstellung der Lebensmittel ohne den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln und chemische Düngemittel stattgefunden hat.


Die Folgen dieser chemischen Stoffe sind unter anderem:

  • Ermüdung des Bodens
  • Verunreinigung des Grundwassers
  • Verhinderung von natürlicher Bodenbegrünung
  • Absterben von Bienen und Insekten durch Herbizide, Pestizide und Fungizide
  • Ablagerung der synthetischen Stoffe im menschlichen Körper und in der Umwelt

Nicht alle Siegel oder Zertifikate weisen einstimmige Anbaustandards auf.
Biologische und ökologische Produkte sind dem zu Folge weniger schädlich für die Umwelt und haben auf den menschlichen Körper teilweise medizinisch nachweisbare heilende Wirkungen.

Welche Siegel gibt es – was ist der Mindeststandard?

Nachhaltig, umweltschonend und artenschützend: Allein in Deutschland sind mittlerweile über 100 Bio-Zertifikate verfügbar, die die Mindestanforderungen des geschützten Begriffs erfüllen. In den folgenden zwei Tabellen stellen wir die sechs wichtigsten Labels vor und erklären diese kurz.

Zertifikat EU-Bio-Zertifikat Bioland Demeter NaturlandGÄA e.V.Biopark
Erklärung Alle Lebensmittel mit diesem Siegel erfüllen den Mindeststandard der EU. Ökologische Lebensmittel, welche in der EU hergestellt wurden, müssen seit dem 1. Juli 2010 dieses Siegel tragen und kennzeichnen damit, dass mindestens 95 Prozent der Zutaten aus biologischem Anbau stammen. Die Kriterien für eines der bedeutendsten Siegel in Deutschland gehen weit über die EU-Öko-Verordnung hinaus. Dieser Anbauverband wurde 1976 gegründet, der unter anderem auf eine langfristige Erhaltung des Bodens wert legt. Kranke Tier werden beispielsweise naturheilkundlich behandelt. Demeter ist der älteste und gleichzeitig auch der strengste Anbauverband in Deutschland. Gegründet 1928 arbeitet dieser Verband nach dem Prinzip einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Diese Siegel gibt es sowohl für Lebensmittel als auch für Kleidung und Kosmetik.   Dieses Siegel fordert hohe Standards für die Erzeugung und die Verarbeitung und gehen seit 1982 weit über die EU-Verordnung hinaus. Auch Holzprodukte und Textilien können unter strengen Vorschriften dieses Siegel tragen. Zu diesem Siegel gehören spezialisierte Betriebe für den Kräuter- und Beerenanbau – auch der ökologische Gemüseanbau, nachhaltige Saatgutvermehrung oder eine bio-dynamische Teichwirtschaft kann dieses Zertifikat tragen. Biopark verzichtet, wie auch andere Bio-Verbände, auf Gentechnik, chemische Zusatzstoffe oder synthetische Düngemittel. Einige Landwirte, die diesem Verband angehören, bewirtschaften Flächen in Naturschutzgebieten. Tierfutter wird beispielsweise aus eigenem Anbau gefüttert, Futter tierischen Ursprungs ist strengstens verboten.
Enthornung von Rindern Erlaubt, kaum Vorschriften Zulässig im Ausnahmefall Streng verboten Nicht empfohlen, dennoch zulässigNach Genehmigung des Verbandes gestattetZulässig unter Einhaltung der Vorschriften des Verbandes
Maximale Anzahl an Hennen pro Gebäude 20.000 6.000 3.000 12.0003.00012.000 (ab dem 01.01.2023 nur noch 6.000)
Anzahl von erlaubten Lebensmittelzusatzstoffen 47 23 13 121220
Einsatz von Gentechnik Bis zu 5 Prozent zulässig nein nein neinneinnein

Fazit: Der Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden sollte grundsätzlich vermieden werden, ist dennoch bei einigen Siegeln unter einem begründbaren Vorwand zulässig. Demnach reicht es nicht aus, sich im Supermarkt auf die Bezeichnung „Bio“ zu verlassen – ein gründlicher Blick hinter die Kulissen eines Bio-Zertifikates gibt Aufschluss und zeigt klar, ob nachhaltig und umweltschonend angebaut und verarbeitet wird.

Autor: Moritz Waldner

SHARING IS CARING: